Vorwort

von Stefan G. Reuß

Geschäftsführender Präsident
Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen

Im Geschäftsjahr 2024 haben die Sparkassen in Hessen und Thüringen wieder ein ordentliches Ergebnis erzielt. Die Institute konnten ihr Kundengeschäft sowohl auf der Aktiv- als auch der Passivseite der Bilanz ausbauen und ihre Ertragskraft auf dem hohen Niveau des Vorjahres halten. Mit diesem Resultat können wir zufrieden sein.

Die Sparkassen haben ihre finanzwirtschaftlichen Angebote auch 2024 wieder weiterentwickelt, um ihren Kundinnen und Kunden das Leben leichter zu machen. Einige Beispiele finden Sie in diesem Jahresbericht. Dort können Sie sich auch ein Bild über das gesellschaftliche Engagement und ausgesuchte Förderprojekte verschaffen. Denn die öffentlich-rechtlichen, kommunal getragenen Sparkassen haben nicht nur die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden im Blick, sondern auch das Wohl der Region, in der sie wirken. 

Das geopolitische und gesamtwirtschaftliche Umfeld war 2024 alles andere als einfach. So ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) das zweite Jahr in Folge gesunken. Es wird immer deutlicher, dass das deutsche Exportmodell wegen der weltweit zunehmenden Tendenz zu Protektionismus und Abschottung, aber auch aufgrund der spürbaren chinesischen Konkurrenz immer mehr unter Druck gerät. Aber auch vom Konsum gehen zurzeit nur wenig Impulse aus, weil sich viele Menschen aus Sorge um die unsichere politische Lage im In- und Ausland und den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Arbeitsplatzsicherheit mit Ausgaben zurückhalten.

Deutschland benötigt deshalb dringend wieder eine Aufbruchstimmung und Impulse. Die Schuldenbremse hat in den vergangenen Jahren die fiskalische Disziplin in Deutschland gestärkt. Die Staatsverschuldung ist seit 2010 von 80 % auf gut 60 % des BIP gesunken. Dieser Entschuldungsprozess wurde allerdings mit einem massiven Verzicht auf staatliche Investitionen in die Infrastruktur, Bildung, Digitalisierung und im Verteidigungsbereich erkauft. Die Schattenseiten dieses Prozesses sind heute allerorten zu besichtigen. Viele Bürgerinnen und Bürger, viele Unternehmerinnen und Unternehmer empfinden Deutschland inzwischen als ein Land, in dem nicht mehr viel funktioniert und vieles verfällt.

Vor diesem Hintergrund sind die im März 2025 von Bundestag und Bundesrat beschlossene Lockerung der Schuldenbremsen in Bund und Ländern und das Sondervermögen für Infrastruktur grundsätzlich zu begrüßen. Sie können einen wichtigen Beitrag leisten, um die dringenden Investitionen in den genannten Feldern jetzt konsequent anzugehen und in der Wirtschaft Multiplikatoreffekte auszulösen. Bei der Finanzierung der privatwirtschaftlichen Investitionen steht die Sparkassen-Finanzgruppe wie immer als zuverlässiger Partner zur Verfügung. Die enormen staatlichen Finanzmittel werden allerdings nur dann wirkungsvoll sein, wenn gleichzeitig die drängendsten Strukturprobleme gelöst werden. Hier sind an erster Stelle die Bürokratie und die Überregulierung zu nennen, die sich an vielen Stellen wie Mehltau auf Wirtschaft und Finanzsektor legen. Auch diese Themenstellungen gilt es jetzt mit Kraft und Energie anzugehen, damit die Investitionsbereitschaft in Deutschland auch wirklich nachhaltig verbessert wird.

 

Stefan G. Reuß
Geschäftsführender Präsident
Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen