Vorwort

von Stefan G. Reuß

Geschäftsführender Präsident
Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen

Die Geschäftsentwicklung der Sparkassen in Hessen und Thüringen war 2022 geprägt vom Krieg in der Ukraine, der Energiekrise und einer hohen Inflation. Dank eines erneut starken Kundengeschäfts ist die Bilanzsumme der Institute auch im vergangenen Geschäftsjahr wieder gestiegen. 

Im Kreditbereich konnten die Sparkassen erneut deutliche Zuwächse verzeichnen. Die stärksten Impulse gingen dabei einmal mehr vom Geschäft mit Firmenkunden aus. Aber auch im Kreditgeschäft mit Privatpersonen setzte sich das Wachstum fort. Im zweiten Halbjahr 2022 hat sich allerdings zunehmend die Zinswende bemerkbar gemacht, die von der Europäischen Zentralbank im Sommer eingeleitet worden war. Wegen der dadurch deutlich gestiegenen Zinsen hat die Wachstumsdynamik im Kreditgeschäft der Institute nachgelassen.

Auf der Passivseite war bei den Sparkassen im Verbandsgebiet eine Rückkehr zur Normalität zu beobachten. Zwar haben sich die Zuflüsse bei den Kundeneinlagen fortgesetzt. Sie fielen allerdings nicht mehr so hoch aus wie in den Vorjahren. Das lag auch daran, dass die Sparquote in Deutschland infolge stark angestiegener Lebenshaltungskosten fast wieder auf das Niveau der Vor-Corona-Jahre gesunken ist.

Ähnlich wie bereits in der Weltfinanzkrise und während der Corona-Pandemie haben sich die Sparkassen auch in der aktuellen Energie- und Inflationskrise als unerlässliche Stabilisatoren und zuverlässige Partner für ihre Kundinnen und Kunden erwiesen. So ist es vor allem den flächendeckend präsenten und regional verwurzelten Instituten wie den Sparkassen zu verdanken, dass es zu keinem Zeitpunkt eine Kreditklemme gegeben hat. Die kommunal getragenen Institute waren es auch, die den ukrainischen Kriegsflüchtlingen durch eine unkomplizierte Eröffnung von Girokonten eine schnelle und unbürokratische Teilhabe am Wirtschaftsleben ermöglicht haben.

Die rund 200-jährige Sparkassenidee hat sich somit auch in den momentan nicht einfachen Zeiten bewährt. Dass sich Tradition und Moderne nicht ausschließen müssen, macht auch der Erfolg der Sparkassen auf dem Feld der Digitalisierung deutlich. Schon seit Jahren treibt die Sparkassen-Finanzgruppe Innovationen im Zahlungsverkehr voran. So wurde die App-Sparkasse 2022 erneut zum Sieger unter den Multibanking-Apps gewählt. Mit Verbesserung des Sicherungsverfahrens stellten die Sparkassen ihren Kunden zudem eine noch komfortablere Möglichkeit zur Zahlungsfreigabe zur Verfügung. Dieser Weg für moderne, kundenfreundliche Lösungen soll auch in Zukunft konsequent fortgesetzt werden.

Eine besondere Herausforderung für den gesamten Finanzsektor und damit auch für die Sparkassen stellt der demografische Wandel mit seinen Folgen für den Arbeitsmarkt dar. Die Babyboomer gehen zunehmend in Rente und die geburtenschwächeren Jahrgänge rücken nach. Sie können diese Lücke aber nicht gänzlich schließen und haben zudem ganz andere Erwartungen an einen Job als ihre Eltern. Mit dieser Erwartungshaltung haben sich auch die Sparkassen auseinanderzusetzen. Darüber hinaus müssen sie künftig noch stärker als bisher verdeutlichen, dass sie schon heute nicht nur einen sicheren Arbeitsplatz bieten, sondern auch ein zeitgemäßes und modernes Arbeitsumfeld und Arbeitsklima.

 

Stefan G. Reuß
Geschäftsführender Präsident
Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen