Geschäftsentwicklung
der Mitglieds­sparkassen

Trotz der Turbulenzen des Jahres 2022, angefangen beim Ukraine-Konflikt über die Energiekrise bis hin zur historischen Inflation, haben die Sparkassen in Hessen und Thüringen gezeigt, dass sie bestens gerüstet sind, und konnten so ihre positive Geschäftsentwicklung auch im krisengeschüttelten Jahr 2022 erfolgreich fortsetzen.

Kreditwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Ukraine-Krieg, Energiekrise, Rekordinflation, Zinswende mit stark steigenden Zinsen und eine trotz vieler Unwägbarkeiten robuste deutsche Wirtschaft prägten die kreditwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in 2022.

Geldpolitik

Der russische Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 veränderte über Nacht die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen grundlegend und löste heftige Kursturbulenzen an den Börsen aus. Die Energie-, Rohstoff-, und Lebensmittelpreise zogen kräftig an und trieben die Inflation, die bereits in 2021 spürbar angestiegen war, auf immer neue Höhen.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, beendete die Europäische Zentralbank (EZB) zum 1. Juli 2022 zunächst die Nettoankäufe im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und leitete am 21. Juli 2022 mit der ersten Leitzinserhöhung seit 2011 die Zinswende ein. Mit insgesamt vier Zinsschritten 2022 wurde die Hauptrefinanzierungsfazilität auf 2,50 %, die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 2,75 % und die Einlagefazilität auf 2 % angehoben.

Noch häufiger und stärker hob die US-Notenbank Federal Reserve die Leitzinsen an. Die Zinsdifferenz zum Euroraum, der die Geldanlagen in US-Dollar attraktiver macht und die im Vergleich zum Euroraum stärkere US-Wirtschaft schwächten den Euro. Folglich fiel der Euro gegenüber dem US-Dollar am 28. September 2022 mit 0,9565 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit rund 20 Jahren.

Ein schwacher Euro wiederum verteuert Importe (zum Beispiel Energie und Rohstoffe), was die Inflation zusätzlich befeuerte. Die Inflationsrate im Euroraum erreichte mit 10,6 % im Oktober 2022 einen Rekordwert. Im Dezember 2022 gab die Teuerungsrate zwar auf 9,2 % nach, blieb aber weiterhin deutlich über dem mittelfristigen Zielwert der EZB von 2 %.

Die bereits in 2021 begonnene Abschwächung der Jahreswachstumsrate der Geldmenge M3 im Euroraum setzte sich in 2022 fort und lag im Dezember 2022 bei 4,1 %. Damit fiel die Geldmengenexpansion erstmals seit 2019 wieder unter den Referenzwert der EZB von 4,5 %, der mittelfristig als vereinbar mit der Sicherung von Preisniveaustabilität gilt.

Geld- und Kapitalmarkt

Trotz vieler Unwägbarkeiten zeigte sich die deutsche Wirtschaft widerstandsfähig und konnte der drohenden Rezession trotzen. Der Deutsche Aktienindex Dax startete zunächst optimistisch in das Jahr 2022 und kletterte am 05. Januar 2022 auf ein Allzeithoch bei 16.271 Punkten, bevor er nach Ausbruch des Ukraine-Krieges innerhalb kürzester Zeit um mehr als 20 % einbrach. Sein Jahrestief erreichte der Dax am 29. September 2022 bei 11.975 Punkten, was einem Rückgang um 24,6 % gegenüber Ende 2021 entsprach. Zwar erholte sich der Dax im weiteren Verlauf von seinem Tief, beendete das Jahr dennoch mit einem Minus von 12,3 % (2021: +15,8 %) bei 13.923 Punkten. Auch die Kurse an den Rentenmärkten gingen deutlich zurück.

Geldmarktzins und Kapitalmarktzins
2021 bis 2022 in %

Im Gegenzug stiegen die Renditen kräftig an. Die Rendite für Anleihen der öffentlichen Hand mit einer Restlaufzeit von über 9 bis einschließlich 10 Jahre zog seit Ende 2021 von -0,21 % auf 2,61 % (Ende 2022) an und erreichte damit den höchsten Stand seit 2011. Am Geldmarkt, an dem Banken unbesichert ihren kurzfristigen Liquiditätsbedarf decken, stiegen die Zinsen ebenfalls an. Der Euro Short-Term Rate (€STR) erhöhte sich von -0,59 % (Ende 2021) auf 1,89 %. Der Monats-EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate) zog von -0,60 % (Ende 2021) auf 1,72 % an.

Zwar erhielten Anleger sowohl für Bankeinlagen als auch für festverzinsliche Engagements im Jahresverlauf eine positive Nominalverzinsung, nach Berücksichtigung der hohen Inflation blieb die Realverzinsung jedoch weiterhin negativ. Vor diesem Hintergrund und den rückläufigen Börsen strömte weiterhin Liquidität in Vermögenswerte, was abermals den Anstieg der Vermögenspreise an Immobilienmärkten beförderte, wenngleich der Zuwachs gegenüber 2021 schwächer ausfiel. Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland zogen im Jahresdurchschnitt 2022 um 5,3 % an (2021: +11,5%).

Wirtschaftliche Entwicklung

Die deutsche Wirtschaft blieb in 2022 trotz schwieriger Rahmenbedingungen und vieler Unwägbarkeiten auf Wachstumskurs. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg preis-, saison- und kalenderbereinigt um 1,9 % (2021: +2,6 %). Die wichtigste Wachstumsstütze für die deutsche Wirtschaft waren die privaten Konsumausgaben, die preisbereinigt um 4,9% (2021: +0,4 %) stiegen. Grund hierfür waren Nachholeffekte nach Aufhebung der meisten Corona-Beschränkungen im Frühjahr 2022, der robuste Arbeitsmarkt und die drei Entlastungspakete der Bundesregierung. Stützend wirkten auch die Ausrüstungsinvestitionen (+3,3%; 2021: +3,5 %) und die Konsumausgaben des Staates (+1,2%; 2021: +3,8 %).

Bruttoinlandsprodukt
Reale Veränderung jeweils gegenüber dem Vorjahresquartal in %

Dagegen waren die Bauinvestitionen angesichts stark gestiegener Baupreise, anhaltender Material- und Lieferengpässe, Fachkräftemangel und verschlechterter Finanzierungsbedingungen rückläufig (-1,8%; 2021: 0,0 %). Der Außenbeitrag (Saldo aus Export und Import) minderte das BIP-Wachstum ebenfalls, da die Importe mit 6,9% deutlich kräftiger zulegten als die Exporte mit 3,4%. Die hohe Inflation und die damit einhergehenden Kaufkraftverluste dämpften im Schlussquartal aber auch die privaten Konsumausgaben, wodurch die deutsche Wirtschaft, nachdem sie in den ersten drei Quartalen noch zulegte (+1,0%, -0,1% und +0,5 %), im 4. Quartal 2022 schrumpfte (-0,5 % gegenüber dem Vorquartal). Die staatlichen Haushalte verzeichneten in 2022 erneut ein Finanzierungsdefizit. Maßgeblich hierfür waren die neuen Belastungen durch die Folgen des Ukraine-Krieges, die die Entlastungen des Staatshaushalts durch die auslaufenden Corona-Maßnahmen insgesamt überlagerten. Gemessen am BIP errechnet sich eine Defizitquote von 2,7% (2021: -3,7 %), die damit jedoch niedriger ist als in 2021.

Bestands- und
Ertragsentwicklung

In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld setzte sich die positive Geschäftsentwicklung der Sparkassen in Hessen und Thüringen in 2022 fort. Die Bilanzsumme stieg gegenüber dem Vorjahr weiter an. Wachstumstreiber war einmal mehr das Kundengeschäft. Dabei setzte sich das Wachstum im Kreditgeschäft nahezu auf dem hohen Niveau des Vorjahres fort, während das Einlagengeschäft nicht mehr ganz so kräftig wuchs.

Die zusammengefasste Bilanzsumme der 49 Sparkassen in Hessen und Thüringen stieg 2022 um 1,8 % (2021: +5,5 %) bzw. 2,7 Mrd. Euro auf 156,3 Mrd. Euro. Dabei erhöhte sich die Bilanzsumme der 33 hessischen Sparkassen um 2,9 % bzw. 3,5 Mrd. Euro auf 126,4 Mrd. Euro, während die der 16 Thüringer Sparkassen um 2,5 % bzw. 0,8 Mrd. Euro auf 29,9 Mrd. Euro zurückging.

Bilanzsumme
In Mrd. €

Kreditgeschäft

Das Wachstum im Kreditgeschäft setzte sich in 2022 nahezu ungebremst fort. Dies war insbesondere auf einen starken Zuwachs im ersten Halbjahr zurückzuführen, während das Wachstumstempo in der zweiten Jahreshälfte angesichts kräftig gestiegener Zinsen abnahm.

Das Darlehensneugeschäft lag mit 15,4 Mrd. Euro (2021: 15,6 Mrd. Euro) leicht unter dem Rekordniveau des Vorjahres. Der Kreditbestand stieg um 5,2 % (2021: +5,3 %) bzw. 4,6 Mrd. Euro auf 92,7 Mrd. Euro. Bei den hessischen Sparkassen erhöhte sich der Kreditbestand um 5,4 % bzw. 4,0 Mrd. Euro auf 78,1 Mrd. Euro und bei den Thüringer Sparkassen um 4,2 % bzw. 0,6 Mrd. Euro auf 14,6 Mrd. Euro. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen und der Zinssicherungsmotive der Kunden resultierte die Bestandszunahme im Kreditgeschäft überwiegend aus der verstärkten Ausweitung der langfristigen Kredite (+5,3 % bzw. +4,1 Mrd. Euro), die ein Volumen von 82,2 Mrd. Euro und einen Anteil von 88,6 % am Kreditbestand erreichten. Daneben legten auch die mittelfristigen Kredite zu (+9,0 % bzw. +0,6 Mrd. Euro), während die kurzfristigen Kredite zurückgingen (-2,6 % bzw. -0,1 Mrd. Euro).

Kredite an Nichtbanken
In Mrd. €

Die stärksten Wachstumsimpulse gingen erneut vom Kreditgeschäft mit Unternehmen und Selbständigen aus, die mit 51,3 % (2021: 50,9 %) größte Kreditnehmergruppe blieben. Das Darlehensneugeschäft war mit 7,9 Mrd. Euro genauso hoch wie im Vorjahr. Das Kreditvolumen stieg um 6,1 % (2021: +7,4 %) bzw. 2,7 Mrd. Euro auf 47,6 Mrd. Euro. Dabei setzte sich das Wachstum sowohl bei den Unternehmenskrediten ohne Wohnungsbau (+5,7 % bzw. +1,6 Mrd. Euro auf 30,1 Mrd. Euro) als auch bei den gewerblichen Wohnungsbaukrediten (+6,8 % bzw. +1,1 Mrd. Euro auf 17,5 Mrd. Euro) fort. Mit Blick auf die verschiedenen Laufzeiten waren vor allem langfristige (+5,8 % bzw. +2,1 Mrd. Euro auf 39,1 Mrd. Euro) und mittelfristige Kredite (+12,1 % bzw. +0,6 Mrd. Euro auf 5,4 Mrd. Euro) gefragt.

Auch im Kreditgeschäft mit Privatpersonen setzte sich das Wachstum fort. Das Darlehensneugeschäft lag mit 6,5 Mrd. Euro (2021: 6,7 Mrd. Euro) etwas unter dem Rekordwert des Vorjahres. Trotz des leichten Rückgangs im Neugeschäft wuchs der Kreditbestand – wie im Vorjahr – um 4,8 % bzw. 1,8 Mrd. Euro auf 38,9 Mrd. Euro. Der Zuwachs resultierte dabei ausschließlich aus der Ausweitung der Wohnungsbaukredite (+5,4 % bzw. +1,8 Mrd. Euro auf 35,6 Mrd. Euro), die Ende 2022 91,5 % der Privatkundenkredite ausmachten. Dagegen gingen die Konsumentenkredite weiter zurück (-1,5 % bzw. -0,1 Mrd. Euro auf 3,3 Mrd. Euro). Abweichend zu Hessen (-2,6 %) legten die Konsumentenkredite in Thüringen zu (+2,2 %).

Nach Laufzeiten differenziert resultierte der Zuwachs im Kreditgeschäft mit Privatpersonen fast ausschließlich aus der Ausweitung der langfristigen Kredite (+4,9 % bzw. +1,8 Mrd. Euro auf 38,1 Mrd. Euro), deren Anteil an den gesamten Privatkundenkrediten auf 97,8 % kletterte. Im Unterschied zum Firmen- und Privatkundenkreditgeschäft ging das Kreditgeschäft mit öffentlichen Haushalten in 2022 um 4,2 % (2021: +1,5 %) bzw. 0,2 Mrd. auf 3,8 Mrd. Euro zurück.

Einlagengeschäft

Die Sparquote der privaten Haushalte in Deutschland fiel in 2022 – angesichts stark gestiegener Lebenshaltungskosten und der Zunahme der privaten Konsumausgaben – auf 11,3% (2021:15,1 %) und bewegt sich damit wieder fast auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre. Vor diesem Hintergrund reduzierte sich der bilanzielle und bilanzneutrale Geldvermögenszuwachs der Sparkassenkunden in Hessen und Thüringen in 2022 auf 6,8 Mrd. Euro (2021: 7,7 Mrd. Euro), lag aber weiterhin deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt. Der gebremste Zuwachs resultierte dabei aus geringeren Mittelzuflüssen im bilanziellen Einlagengeschäft (+3,7 Mrd. Euro; 2021: +4,5 Mrd. Euro), dessen Anteil am Geldvermögenszuwachs auf 54,7 % (2021: 59,0 %) zurückging.

Dagegen blieb das bilanzneutrale Kundenwertpapiergeschäft trotz turbulenter Börsen gegenüber dem Vorjahr nahezu stabil. Der Nettoabsatz an Wertpapieren fremder Emittenten belief sich in 2022 auf 3,1 Mrd. Euro (2021: 3,1 Mrd. Euro). Gefragt waren angesichts steigender Zinsen vor allem festverzinsliche Wertpapiere (1.588 Mio. Euro; 2021: -33 Mio. Euro). Aber auch Investmentfondsanteile (1.182 Mio. Euro; 2021: 2.709 Mio. Euro) und Aktien und Optionsscheine (320 Mio. Euro; 2021: 464 Mio. Euro) waren weiterhin gefragt, wenngleich die Mittelzuflüsse im Vorjahresvergleich geringer ausfielen. Die Umsätze im Kundenwertpapiergeschäft sanken um 20,8 % bzw. 3,7 Mrd. Euro auf 14,0 Mrd. Euro. Dabei reduzierten sich sowohl die Wertpapierkäufe (-17,9 % auf 8,5 Mrd. Euro) als auch insbesondere die Wertpapierverkäufe (-24,9 % auf 5,4 Mrd. Euro).

Die Kundeneinlagen der Sparkassen in Hessen und Thüringen erhöhten sich 2022 um 3,2 % (2021: +4,0 %) bzw. 3,7 Mrd. Euro auf 121,2 Mrd. Euro. In Hessen stiegen die Einlagen um 3,7 % bzw. 3,5 Mrd. Euro auf 96,7 Mrd. Euro und in Thüringen um 1,0 % bzw. 0,2 Mrd. Euro auf 24,4 Mrd. Euro. Dabei beruhte das Einlagenwachstum weiterhin überwiegend auf den hoch liquiden „Täglich fälligen Geldern“, die um 2,8 % bzw. 2,6 Mrd. Euro auf 93,7 Mrd. Euro zulegten. Ihr Anteil an den Kundeneinlagen lag bei 77,3 % (2021: 77,6 %), in Hessen sogar auf 79,8 % (Thüringen: 67,7 %). Ausgehend von einem niedrigen Bestand verzeichneten auch die Eigenemissionen (+34,4 % bzw. +0,7 Mrd. Euro auf 2,7 Mrd. Euro) und insbesondere Termingelder (+101,9 % bzw. +1,8 Mrd. Euro auf 3,6 Mrd. Euro) Mittelzuflüsse.

Indes setzte sich der Abschmelzungsprozess bei den Spareinlagen (-5,9 % bzw. -1,3 Mrd. Euro auf 21,2 Mrd. Euro) verstärkt fort. Der Rückgang resultierte dabei sowohl aus den höher verzinsten (-3,9 %; 2021: -7,7 %) als auch den normal verzinsten Spareinlagen (-7,5 %; 2021: +2,4 %). Entsprechend fiel der Anteil der Spareinlagen an den Kundeneinlagen auf rekordtiefe 17,5 % (2021: 19,2 %).

Verbindlichkeiten ggb. Nichtbanken
In Mrd. €

Eigen- und Interbankengeschäft

2022 bauten die Sparkassen in Hessen und Thüringen ihre Wertpapiereigenanlagen im Unterschied zum Vorjahr um 3,3 % (2021: +4,1 %) bzw. 1,1 Mrd. Euro auf 33,5 Mrd. Euro ab. Dabei wurden fast ausschließlich „Anleihen und Schuldverschreibungen“ (-4,9 % bzw. -1,1 Mrd. Euro auf 21,5 Mrd. Euro) zurückgeführt. Dagegen blieb der Bestand von „Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren“ gegenüber Ende 2021 nahezu unverändert. Entsprechend ging der Bilanzanteil der Wertpapiere im Eigenbestand auf 21,5 % (2021: 22,6 %) zurück. Im Interbankengeschäft nahmen die Verbindlichkeiten gegenüber Monetäre Finanzinstitute (MFIs) um 8,4 % (2021: +17,9 %) bzw. 1,5 Mrd. Euro auf 16,8 Mrd. Euro ab. Die Kredite an MFIs stiegen dagegen um 94,6 % (2021: -3,5 %) bzw. 11,8 Mrd. Euro auf 24,3 Mrd. Euro. Der Bilanzanteil des Interbankengeschäfts erhöhte sich damit aktivseitig von 8,1 % (Ende 2021) auf 15,5 % und nahm passivseitig von 12,0 % (Ende 2021) auf 10,8 % ab.

Ertragslage und Eigenmittel

Die Sparkassen in Hessen und Thüringen konnten in 2022 trotz der insgesamt schwierigen Rahmenbedingungen ein im Vergleich zum Vorjahr höheres Betriebsergebnis vor Bewertung erwirtschaften. Infolge der Zinswende war beim Zinsüberschuss, der in 2021 erstmals seit 2013 wieder etwas zunahm, im Berichtsjahr 2022 ein deutlicher Anstieg zu verbuchen. Mit knapp 2,2 Mrd. Euro lag der Zinsüberschuss um 143 Mio. Euro bzw. 7,1 % über dem Vorjahreswert.

Ein weiteres Plus lieferte das Provisionsgeschäft. Der Provisionsüberschuss verbesserte sich um 23 Mio. Euro bzw. 2,6 % auf 931 Mio. Euro. Dem stand Ergebnis schmälernd ein leichter Anstieg beim Verwaltungsaufwand um 14 Mio. Euro bzw. 0,7 % auf 2,0 Mrd. Euro gegenüber.

Unter Hinzurechnung des sonstigen betrieblichen Ergebnisses erhöhte sich das Betriebsergebnis vor Bewertung per saldo um 156 Mio. Euro bzw. 15,8 % auf 1,1 Mrd. Euro. Die Cost-Income-Ratio als Verhältnis von Verwaltungsaufwand zu der Summe aus dem Zins-, Provisions- und dem sonstigen betrieblichen Ergebnis verbesserte sich von 66,6 % auf 63,5 %. Nach Bewertung und vor Veränderung der Vorsorgereserven zeigt sich beim Betriebs­ergebnis in 2022 auch die Kehrseite der Zinswende. Mit einem Negativ-Saldo in Höhe von -141 Mio. Euro lag das Ergebnis um rund 1,1 Mrd. Euro unter dem Vorjahreswert. Dies war den hohen Abschreibungen bei den Eigenanlagen geschuldet, die infolge der schnellen und abrupten Zinswende anhand der Marktbewertungen mit 1,3 Mrd. Euro rund 13-mal so hoch ausfielen wie im Jahr zuvor. Im Kreditgeschäft gab es nach Zuschreibungen in 2021 nur geringen Abschreibungsbedarf (13 Mio. Euro).

Beim sonstigen Bewertungsergebnis konnten Zuschreibungen in Höhe von 34 Mio. Euro verbucht werden. Nach Auflösung von Vorsorge­reserven und Steuerzahlungen in Höhe von 175 Mio. Euro lag das Jahresergebnis mit 115 Mio. Euro um 38% unter dem Vorjahreswert. Die regulatorischen Anforderungen an die Ausstattung mit Eigenmitteln wurden auch 2022 mehr als erfüllt. Die Gesamtkapitalquote betrug für die Sparkassen in Hessen und Thüringen 18,5 %, die Kernkapitalquote 17,5%. Die Eigenmittel umfassten Ende 2022 insgesamt 14,4 Mrd. Euro und lagen damit um 2,3 % höher als im Vorjahr. Davon entfielen 13,6 Mrd. Euro auf das Kernkapital.

Ausblick

Die konjunkturellen Aussichten für 2023 sind mit großer Unsicherheit behaftet. Die schwierigen Rahmenbedingungen in 2022 bestehen auch zu Jahresbeginn 2023 fort und belasten die Konjunktur. Insbesondere der anhaltende Ukraine-Krieg stellt weiterhin ein erhebliches Abwärtsrisiko für die Wirtschaft dar. Aber auch die Spannungen an den Finanzmärkten (Silicon Valley Bank-Pleite und Credit Suisse-Übernahme) sorgen für zusätzliche Unsicherheit. Positive Signale für die Konjunktur kommen dagegen von den gestiegenen Konjunktur- und Frühindikatoren. Sowohl die Produktion im produzierenden Gewerbe als auch die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe legten im Januar 2023 zu. Zudem sorgen die nachlassenden Liefer- und Materialengpässe und sinkende Energiepreise für eine vorsichtig optimistische Stimmung.

Die Inflationsrate in Deutschland lag im Februar 2023 zwar mit 8,7 % weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, die Verteuerung dürfte jedoch im Jahresverlauf 2023 abnehmen. Grund hierfür ist die dämpfende Wirkung der Gas- und Strompreisbremse und das Auslaufen von Basiseffekten aus den starken Preissteigerungen nach Beginn des Ukraine-Krieges. Ferner setzt die EZB ihre geldpolitische Straffung fort und hob die Leitzinsen bis Ende März 2023 bereits zweimal an, um der hohen Inflation entgegenzuwirken. Der kurzfristige Ausblick auf die deutsche Wirtschaft hat sich leicht aufgehellt, weshalb der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung seine Konjunkturprognose für Deutschland am 22. März 2023 nach oben revidiert hat.

Für das laufende Jahr erwarten die Wirtschaftsweisen unter der Annahme, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges sich nicht verschärfen, eine Gasmangellage im Winter 2023/24 ausbleibt und die Inflationsdynamik sich abschwächt, ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,2 % (vorher: -0,2 %). Chancen für ein stärkeres Wachstum ergeben sich vor allem durch eine schnellere Substitution der Gasliefermöglichkeiten, nachlassende Energiepreise und ein stärkeres Anziehen der Weltwirtschaft. Risiken ergeben sich dagegen durch zunehmende geopolitische Spannungen zwischen den USA und China (unter anderem China-Taiwan-Krise), die den globalen Warenhandel und die internationalen Lieferketten erheblich belasten könnten, aber auch durch die weitere Inflationsentwicklung.

Sollte die Inflation langsamer zurückgehen als erwartet, könnte dies eine stärkere Straffung der Geldpolitik erfordern und damit die Finanzierungsbedingungen weiter verschlechtern, was wiederum sowohl die Konsumnachfrage als auch die Investitionen dämpfen würde. Die Sparkassen in Hessen und Thüringen dürften im Umfeld steigender Zinsen ihr operatives Ergebnis in 2023 weiter verbessern. Allerdings ist aufgrund höherer Zinsen und verhaltener Entwicklung der Konjunktur auch mit einem Rückgang der Kreditnachfrage zu rechnen. Außerdem könnten vor allem bei einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage die Insolvenzquote und damit auch die Kreditausfälle zunehmen.